Ortschaften07 August 2015

#Dolceacqua, #mittelalterlicher Hauptort des Nervia-Tales.[FOTO-VIDEOGALERIE]

Unvergessliche Schönheit und offenherzige Gastlichkeit, überweltigende Doria Burg und mittelalterliche Brücke, von Monet gemalt.

Dolceacqua Panorama, Kredit  Don Paolo

Dolceacqua Panorama, Kredit Don Paolo

Dolceacqua, ein mittelalterliches Dorf im Nerviatal, liegt am gleichnamigen Fluss. Der ältere, von der Doria-Burg überragte Ortsteil ist das Terra-Viertel und liegt zu Füssen des Monte Rebuffao. Der neuere Teil, genannt Borgo, ,liegt an der gegenüberliegenden Uferseite, auf der Strasse, die entlang des Tales ansteigt.
 
Geschichte
 
Der Name Dolceacqua wird höchstwahrscheinlich abgeleitet von einer Siedlung aus römischer Zeit, genannt Dulcius und sich später in Dulciàca, Dusàiga (derzeitiger Name im Dialekt) und Dulcisaqua umwandelte. Eine andere Interpretation ist, dass der Name auf die Kelten zurückgeht, die den Ort Dus-Saga nannten, dann schliesslich in Dulsàga abänderten, woraus Dolceacqua entstand.

Die frühesten Zeugnisse einer Besiedlung dieser Gegend sind die Befestigungsreste aus der Eisenzeit, Befestigungsanlagen, aus Steinschichten zu Mauerringen zusammengefügt, breiteten sich auf der Hochebene aus, entlang der Wasserscheide zwischen dem Nervia und dem Roia-Tal. Diese archäologischen Funde bestätigen, dass die Verteidigungsbollwerke zwischen dem V. Jahrhundert v. Chr. und dem IV.Jahrhundert n. Chr. von den Intermeliern benutzt wurden, zum Schutze der Dörfer, der Weideplätze und des Ackerlandes, während der römischen Zeit.

Das früheste Dokument, das Dolceacqua erwähnt, geht auf das Jahr 1151 zurück, also auf das 12.Jahrhundert, als die Grafen von Ventimiglia die ersten Fundamente des Schlosses auf dem Felsvorsprung errichteten, um den strategisch wichtigen Eingang in die erste Schluchtenge und die Gabelung in Richtung Rocchetta Nervina sowie das Roiatal auf der einen Seite und das mittlere und höhere Nerviatal auf der anderen Seite zu überwachen. Im Jahre 1270, kaufte der Genueser Heerführer Oberto Doria, Sieger über die Pisaner an der Meloria das Schloss, das dann unter seinen Nachfolgern erweitert wurde. Der Ortskern unterhalb der Burg dehnte sich im Laufe der Jahrhunderte aus, kreisförmig um die Festung, den steilen Berghügel hinaufführen. Das Wasser des Nervia Flusses wurde so geleitet, dass die Brunnen versorgt waren und die Bauern ihre Felder bewässern konnten.
 
Die Burg

Die Burg der Doria erfuhr verschiedene Umbauten. Der ursprüngliche Bau mit Rundturm aus dem späten 13. Jahrhundert wurde erweitert und im 14.Jahrhundert mit einem grösseren Mauerring umgeben. Während der Renaissance wurde die Burg in eine herrschaftliche, befestigte Residenz umgebaut, mit neuen Wohnanlagen, die reich möbliert und mit schönen Fresken verziert waren, um den Innenhof herum . Das Hauptportal wurde mit imponierenden Verteidigungsausrüstungen ausgestattet.

Das Schloss konnte jedoch den schweren französisch-spanischen Artillerieangriffen im Rahmen des österreichischen Erbfolgekrieges nicht Stand halten und so wurde die Burg am 27. Juli 1746 teilweise zerstört. Nachdem das Schloss nicht mehr bewohnbar war, zogen die Dorias in den neben der Pfarrkirche liegenden Palast aus dem 15. Jahrhundert um; zuletzt wurde die Burg 1887 durch ein Erdbeben zerstört.

Die Burgruine ging an die Gemeinde Dolceacqua über und wird derzeitig restauriert, um für kulturelle Veranstaltungen und Sommerfestspiele genutzt werden zu können.

Heute noch ist die mittelalterliche Atmosphäre des Terra-Viertels erhalten und zahlreiche Ecken erinnern an grosse Begebenheiten. Man glaubt, die Zeit sei stehen geblieben. Dolceacqua ist eins mit der Geschichte seiner Burg und der Geschichte der Dorias, einer Dynastie, die unter dem Schutz der Savoyer stand und ab 1652 die Herrschaft über die Markgrafschaft von Dolceacqua übernahm.
  

Denkmäler und Sehenswürdigkeiten 

Zivile Architektur

. Die Brücke

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung entlang der via Castello, der urbanen Hauptachse, beträchtlich zu, so entstand am anderen Ufer des Nervia das neue Viertel Borgo. Die beiden Ortsteile wurden durch eine elegante Bogenbrücke von 33 m Länge miteinander verbunden. Es ist die Brücke, die Claude Monet 1884 malte und ein "Juwel der Leichtigkeit" nannte. Ihretwegen, wegen der Häuser des Terra-Viertels und der alles überragenden Burgruine der Doria, ist Dolceacqua einer der malerischsten und schönsten Orte des ligurischen Hinterlandes.

Religiöse Architektur

. Pfarrkirche Sant'Antonio Abt

Am Fusse des Terra Viertels liegt die aus dem 14. Jahrhundert stammende Kirche, integriert den rechteckigen Turm der Mauern,  der Glockenturm Basis wurde. Die Kirche ist im barocken Stil und innen mit reichen Dekorationen ausgestattet. Sie beherbergt den kunstvollen und kostbaren Flügelaltar der Heiligen Devota, ein Werk von Ludovico Brea (er stammte aus der Ligurien und Nizzas Malerschule)  vom Jahre 1515 .

.Kirche San Giorgio

Am Dorfeingang in der Nähe des Friedhofes wurde sie im 11. Jahrhundert, im romanischen Stil errichtet. und noch am unteren Teil des Glockenturms erkennbar. Er wurde in der Gotik und im Barock jeweils verändert. In der Krypta wurden die Familienangehörigen der Markgrafen beigesetzt. Heute befinden sich darin die Grabmale von Stefano Doria aus dem Jahre 1580 und Giulio Doria aus dem Jahre 1608, dargestellt mit den Rüstungen jener Zeit. An der hölzernen Dachkonstruktion sind noch spärliche Reste einer Bemalung aus dem 14. Jahrhundert sichtbar.

.Augustinerkloster

Die Ruinen findet man in aussichtsreicher Lage am Südhang oberhalb des Dorfes. Sie erinnern an ein religiöses Zentrum des 15. Jahrhunderts, das zur Piemontesischen Abtei Novalesa bei Susa gehörte. Dieses Kloster war die erste Etappe einer historischen Strasse, welche die ligurische Küste mit den Alpenpässen verbindet.

. Wallfahrtskirche der Jungfrau Addolorata

Um 1890 erbaut, liegt im östlichen Ortsteil Morghe. Jedes Jahr ist sie Ziel von Pilgerprozessionen, die Gelegenheit geben, Zusammenkünfte nach alter Sitte für einige Tage zu veranstalten.

.Feldkapellen

Auf den von Weinreben und jahrhundertealten Olivenbäumen bewachsenen Hügeln verstreut finden wir sie zahlreich. Eine dieser Kapellen ist die des San Bernardo, mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert des Malers Emanuele Maccariaus von Pigna. Die Kapelle San Martino am Zusammenfluss des Baches Barbaira mit dem Nervia Fluss erkennt man an der ungewöhnlichen Gewölbedecke. Zu erwähnen sind auch noch die beiden ältesten Kapellen San Rocco und San Cristoforo. Das Oratorium San Sebastiano, im Borgo-Viertel besitzt eine kostbare Holzskulptur, dem Maragliano zugeschrieben. Es ist Sitz einer Bruderschaft, die das Martyrium des Hl. Sebastian jeweils an dem Sonntag, der dem Datum des 20. Januars am nächsten liegt, mit einer feierlichen Prozession zelebriert. Dabei wird ein grosser, mit bunten Oblaten verzierter Lorbeerbaum als Symbol reicher Ernten herumgetragen.Dieses Fest geht auf einen heidnischen, an den Zyklus von Tod und Auferstehung der Natur erinnernden Brauch zurück.

Traditionen 

Dolceacqua ist auch ein treuer Hüter weiterer Bräuche. Vor allem muss das Fest der Michetta erwähnt werden. Jeweils am l6. August wird ein typisches lokales Gebäck verteilt, das an das Ende des schändlichen jus primae noctis erinnern soll, welches vom Tyrann Imperiale Doria eingeführt worden war, um seine Ansprüche gegenüber jungen Bräuten durchzusetzen. Dieses Recht wurde dann zusammen mit anderen, meist gewalttätigen, Vorrechten durch einen Volksaufstand im Jahre 1364 abgeschafft. Dieser Sieg wird mit einem einfachen, charakteristischen Gebäck, einer Art Hörnchen, gefeiert, welches die jungen Männer von den Mädchen als Zeichen der Sympathie erbitten. Die Zeremonie wird von lustigen Musikanten begleitet, die durch die Gassen des Dorfes ziehen.

An Weihnachten werden an den beiden Hauptplätzen von Borgo und Terra ein Freudenfeuer entzündet als Symbol der Anteilnahme am schönsten Fest des Jahres.

 Produkte

Die terrassenförmig angelegten natürlichen Steinmauern an den Hügeln zeugen von Jahrhundertealter, schwerer Arbeit und Ausdauer der ligurischen Bauern, um auf diese Weise Ackerland zu gewinnen. Dolceacquas ist auch berühmt für seinen Wein Rossese di Dolceacqua DOC kontrollierter Herkunftsbezeichnung, einem geschmeidigen, rubinroten Wein mit Bouquet. Er wird aus einer einzigartigen Rebsorte mit limitierter Flaschenauflage erzeugt und verkauft.

In silberfarbenen Olivenhainen werden die Oliven nach dem System des Schüttelns geerntet: die Männer steigen auf die Bäume und schlagen mit einer langen Stange auf die Äste voller Oliven. Die Früchte werden aufgesammelt und kommen in die Ölmühlen aus Stein, genannt Gombi , wo sie kleinzerquetscht werden. Der so gewonnene Brei wird in Behälter gefüllt, in Schichten geordnet und ausgepresst. Als Endergebnis erhält man kaltgepresstes reines Olivenöl, ein lokales Erzeugnis, exzellent und sehr gefragt.

Rund um die bewohnten Ortschaften herum gibt es zahlreiche Freiland-Blumenkulturen. Dank dem  milden Klima stellt diese Zucht eine Haupteinnahmequelle dar. Man hat sich vor allem auf Rosen- und Nelkenzucht spezialisiert. Aber auch Mimosen, Ginster, grüne Zierpflanzen werden gezüchtet und auf dem Markt von Sanremo gehandelt.

 Transport

Dolceacqua befindet sich entlang der Landstrasse 64, die Ventimiglia mit Castel Vittorio verbindet. Die Gemeinde ist nicht von der Autobahn direkt zugänglich, so dass die Autobahnausfahrten Ventimiglia oder Bordighera auf der A10 empfohlen werden, um das Ziel zu erreichen.

Der Bahnhof von Ventimiglia ist die nächste Haltestelle der Linie Ventimiglia-Genua in der lokalen Strecke zwischen Ventimiglia und Savona. 

 

https://www.youtube.com/watch?v=oq0oJI4G_Pg 

https://www.youtube.com/watch?v=FRhqkaPwUBw 

 

Quelle: www.dolceacqua.it

Judit Neuberger

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