Die Eröffnung der Eisenbahnlinie Genua-Ventimiglia hatte neben der Revolutionierung des Verkehrssystems im äussersten Westen Liguriens unter anderem zur Folge, dass der Beginn einer intensiven floristischen Produktion für kommerzielle Zwecke im Raum Sanremo gefördert wurde, deren Beginn zu etwa gleichen Zeit datiert werden kann. Etwa zu diesem Zeitpunkt wurde der Blumenanbau jedoch bereits in den Gebieten Genua und Nizza aktiviert, wo die Landwirte dieser Gebiete durch die neue Eisenbahnverbindung vom traditionellen Anbau zum Blumenanbau übergehen konnten.
Sanremo kultivierte jedoch schon vor der Geburt der ersten Blumenzüchtungen für kommerzielle Zwecke, Blumen für Parfümerie- und Süsswaren, einschliesslich Veilchen und Lavendel. Gleichzeitig wurden beträchtliche Mengen an destilliertem Orangenblütenwasser erzeugt, und es gab auch eine Fabrik zur Extraktion von Essenzen, die von dem Parfümeur Giovanni Battista Aicardi geführt wurde, der zwei Arbeiter beschäftigte und ein Bruttojahresprodukt von etwa zehntausend Lire hatte. In den frühen siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts waren in Sanremo bereits drei Anlagen tätig, in denen Blumen und Pflanzen angebaut wurden. Die erste wurde von Giuseppe und Pin Gullino gegründet, zwei erfahrenen Gärtnern, die zuvor in den Gärten von Montecarlo gearbeitet hatten und umfangreiche Erfahrungen im Bereich Blumen und Botanik gesammelt hatten. Um 1870-71 pflanzten die Gullinos im Stadtteil San Martino den ersten Blumenanbau und eröffneten später, noch nicht exportierend, das erste Blumengeschäft im Portikus des Palastes der Marquises Borea d'Olmo. Bald dehnten die beiden Blumenzüchter ihre Tätigkeit auch auf die Nachbarländer aus, während ihr kleines Blumengeschäft zu einer wichtigen Exportfirma wurde.
Die zweite Einrichtung wurde von Giuseppe Grossi geleitet, einem Ormeasco, der sich in Sanremo niedergelassen hatte und auch das prestigeträchtige Victoria Hotel übernahm. Grossi brachte die Anpflanzung im Garten seines Hotels an, der auch mit prächtigen Orangen- und Palmenalleen ausgestattet war; in einem Gelände nicht weit vom Hotel entfernt hatte der Florist von Ormea auch einen umfangreichen Rosenanbau in der sogenannten "Villa Angiolina" installiert, der dann an die Verwaltung der Stern, einer bekannten schweizer Familie von Blumenzüchtern, weitergegeben wurde, die es weiter ausbaute und zu einem Unternehmen von internationaler Bedeutung machte.
Das dritte Etablissement war schliesslich das der Asquasciati-Brüder, die um 1881 auf ihrem Land in der Solaro-Region bis zu fünftausend Rosen pflanzten. Bemerkenswert war auch das Verkehrsaufkommen mit lebenden Pflanzen, Blumen und Palmen, die den Bahnhof von Sanremo verliessen und dort ankamen, wo 1880 107 Zentner Waren exportiert wurden gegen 79 Zentner importierte Waren.
Insbesondere in Sanremo kamen täglich riesige Mengen exotischer Pflanzen an, die nicht für den Bau der zahlreichen Gärten der Stadt bestimmt waren. In der Zwischenzeit setzten viele Unternehmer die Gründung von Blumenfarmen in der Gegend von Sanremo fort.
Währenddessen veranlasste die zeitgemässe technische und kulturelle Rückständigkeit der Kleinbauern die Regierung, in Sanremo und in allen anderen umliegenden Hauptstädten Landwirtschaftskommissionen zu errichten, die 1866 gegründet wurden und die Aufgabe hatten, die besten Ernten bekannt zu machen und zu übernehmen, die bequemsten landwirtschaftlichen Praktiken, die vorteilhaftesten Düngemittel und die raffiniertesten ländlichen Instrumente, die von der landwirtschaftlichen Klasse gewinnbringend eingesetzt werden könnten. Es war das Landwirtschaftskomitee von Sanremo, das die erste landwirtschaftliche, industrielle und künstlerische Ausstellung organisierte, die vom 13. bis 30. März 1873 in den Räumlichkeiten des Corradi-Instituts in der Matuzia Stadt stattfand.
Judit Neuberger
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