Ortschaften25 Februar 2015

#Cocteau, die Werke eines vielseitigen Genies an der Côte d'Azur

Die Stadt Menton pflegt seit langem eine besondere Beziehung zu Jean Cocteau.

Interior Saint Blaise Chapel, Kredit: Remi Jouan

Interior Saint Blaise Chapel, Kredit: Remi Jouan

Einer der letzten  Universalgenies war der 1889 in Maisons-Laffitte bei Paris geborene Jean Cocteau. Aufgrund seiner zahlreichen Talente lässt er sich bis heute schwer einordnen: Er jonglierte mit den Künsten, verband sie miteinander und experimentierte ohne Hemmungen mit den neuesten Bewegungen wie dem Surrealismus. Er war Dichter, der als Regisseur auch hinter der Filmkamera stand,  Maler, der Bühnenbilder entwarf und gleichzeitig Ballettchoreografien schuf und Theaterautor war.

1937 begann er eine Beziehung mit dem Schauspieler Jean Marais, für ihn schrieb er massgeschneiderte Rollen für zahlreiche Filme.

An vielen Orten der Côte d’Azur ist noch immer die Seele von Cocteaus künstlerischem Schaffen spürbar. Hier, wo in den 1920er-Jahren Pariser Elite unbeschwerte und entfesselte Sommer in traumhaften Villen verbrachte, liess er  sich von dem mediterranen Zauber inspirieren. Cocteau verfasste in der Bar des Hotels Welcome in Villefranche-sur-Mer- zwischen ausschweifenden Festen –  Werke wie «Orphée», «Oedipe roi», «Le Cap de Bonne-Espérance» und besuchte Nachbarn wie Coco Chanel, Igor Strawinsky und Francis Picabia.

In jenen Jahren machte der Künstler Villefranche zum Zentrum der Welt. Er malte in der Kapelle Saint-Pierre, wo die Fischer ihre Netze lagerten, drei Jahre lang Fresken aus und schaffte eine Sehenswürdigkeit, die bis heute Besucher von allen Kontinenten anzieht. 

Die «Villa Sospir» in Cap Ferrat trägt seine Handschrift, Cap d’Ail verdankt ihm das «Centre Méditerranéen d’Etudes Françaises» sein Amphitheater und Menton seine «Salle de mariage».

Jean Cocteau starb 1963 in Milly-la-Forêt, aber seinem Schaffensgeist begegnet man hier an der Küste auf Schritt und Tritt.

Seine inneren Phantasmen, seine Ängste und Sehnsüchte, seine Kämpfe und Gedanken  Liebe und Tod sind noch bis zum 2. November 2015 im «Musée Cocteau Collection Séverin Wunderman» sowie im schräg gegenüberliegenden ersten Cocteau-Museum zu sehen. 

Jean Cocteau in Menton

Die Stadt Menton pflegt seit langem eine besondere Beziehung zu Jean Cocteau Er schuf drei Werke in der Stadt, beginnend im Jahr 1957.
Auf Antrag des Bürgermeisters von der Zeit, Francis Palmero malte er zunächst die Salle des Mariages (Hochzeitszimmer), am 22. März 1958 eröffnet. Er hat auch das Bürgermeisteramt mit einer Wandmalerei verziert, die Orpheus vor der Altstadt von Menton darstellt.

Bastion Museum

In einem seiner Spaziergänge durch die Stadt, entdeckt der Dichter eine kleine Festung aus dem 17. Jahrhundert, die Bastion heisst. Dort installierte er ein kleines Museum, um es zu einem Ausstellungsort für seine Arbeiten umzuwandeln: Zeichnungen, Wandteppiche, Aquarelle, Pastelle, Keramik und Fayencen, der im April 1966 eröffnet wurde, drei Jahre nach seinem Tod. Diese Stätte trägt die Handschrift des Künstlers, der die Wiederherstellung des Gebäudes, die Dekoration der Fassade und Boden (Kieselmosaik) entworfen hat sowie die Skizze seiner "Innamorati" und mehrere andere Werke.

Ganzjährig geöffnet von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 14.00 bis 06.00 Uhr.
Am Dienstag und an Feiertagen geschlossen.
Musée du Bastion
Vieux Port - Tel: +33 (0) 4 93 57 72 30

Hochzeitshalle

 Diese Salle de Mariage wurde von Jean Cocteau gestaltet und dekoriert , 1957 und 1958. Alles, was Sie in diesem Zimmer finden wurde vom Künstler signiert: die Lampen, die Stühle, die Pantherfell Teppiche, die Türen, die Vorhänge ...

An der Wand hinter dem Tisch kann man zwei junge Menschen einander gegenüber sehen - das zeigt das Engagement. Das Paar versucht seine Zukunft in den Augen zu lesen. Viele Symbole von Menton sind in diesem Fenster sichtbar. Das Mädchen trägt einen breitkrempigen Strohhut als "Capeline". Dies war die Kopfbedeckung die früher die Frauen der Region trugen. Über dem Kopf ist die Sonne, Symbol der Stadt, gelb und orange, die Zitrusfrüchte, für die Menton berühmt ist.

Im Hintergrund wird das Meer als Labyrinth von hellblauen und weissen Linien dargestellt; der junge Mann ist ein Fischer mit seiner typischen mediterran Haube, und sein Auge ist in Form eines Fisches gezogen.

An der rechten Wand können wir eine orientalische Hochzeit sehen. Oriental, vielleicht, weil die ersten Ankömmlinge an diese Küsten die Sarazenen waren. Hinter dem Pferd stehen drei Menschen,die Hochzeitsgeschenke von Blumen und Früchten tragen; dies erinnert an die drei Weisen aus dem Osten.

An der linken Wand stirbt Eurydice und wird von den Frauen in blau in den Hades zurück geführt. Orpheus, die Augen geschlossen, lässt seine Leier falen und die Männer um ihn herum verwandeln sich plötzlich in Zentauren, sie kämpfen und töten unschuldige Tiere einen rosa Flamingo, einen fliegenden Adler ...

Mairie de Menton (Rathaus)- Platz Ardoino
Tél. (+33) 0 4 92 10 50 00
Preise: 2 €; ½ Preis: 1 € (Studenten, Lehrer, Senioren (über 65 Jahre), mehrzählige Familien); gratis (-18 ans, Schulgruppen, Arbeitslose, Behinderte, Journalisten, Künstler)

Jean Cocteau Museum Severin Wunderman Sammlung


Rudy Ricciotti, mit dem Grand Prix National d'Architecture 2006 ausgezeichnet, wurde im Jahr 2008 für das neue Museum, Jean Cocteau gewidmet, ausgewählt, nach einem europäischen Wettbewerb von der Stadt Menton einbegerufen.
Das Gebäudel liegt am Fusse der Altstadt von Menton, gegenüber der Markthalle und am Mee; im November 2011 wurde das Musée Jean Cocteau Sammlung Séverin Wunderman eröffnet.

Séverin Wunderman, ein amerikanischer Sammler geboren 1938, von Jean Cocteaus Arbeit fasziniert, sammelte sein ganzes Leben lang eine aussergewöhnliche Sammlung von Werken des Künstlers. Seine Spende umfasst 1800 Werke, darunter 990 von Jean Cocteau, 450 von Künstlern der Nähe des Dichters, wie Picasso, Modigliani und Christian Bérard sowie eine Gruppe von 360 Werken verbunden mit Sarah Bernhardt, erstes "monstre sacré" des Dichters. Mit der historischen Sammlung des Musée du Bastion ist Musée Jean Cocteau Sammlung Séverin Wunderman die weltweit grösste öffentliche Einrichtung dem Werk des Genies gewidmet.

Es stellt die Arbeit des Dichters auf 2,700m2 aus und bietet den Besuchern zwei Ebenen der Ausstellungsfläche für die Sammlungen, einen Bereich für temporäre Ausstellungen, eine Lernwerkstatt, einen "cabinet d'art graphique", einen Bereich für dokumentarische Ressourcen, ein Café und eine  Boutique-und Buchhandlung.

 Praktische Hinweise

Öffnungszeiten
Täglich geöffnet von 10.00 bis 06.00 Uhr, ausser Dienstags und 01/01, 01/05, 01/11, 25/12.
Informationen / Kontakt:
Musée Jean Cocteau Sammlung Séverin Wunderman
2, quai de Monléon
06500 Menton
Tel .: +33 (0) 4 89 81 52 50
www.museecocteaumenton.fr
Reservierungen:
Mail: pascal.brun@ville-menton.fr
Tel .: +33 (0) 4 92 10 51 39
Pädagogische Aktivitäten
Mail: romy.tirel@ville-menton.fr
Tel .: +33 (0) 4 89 81 52 56
Preise:
Vollpreis-Musée Jean Cocteau Sammlung Séverin Wunderman + Musée du Bastion
+ Wechselausstellungen: 8 €
Musée Jean Cocteau Sammlung Séverin Wunderman + Musée du Bastion: 6 €
Temporäre Ausstellungen: 5 €
Halbpreis-Lehrer, Senioren (über 65 Jahre), Senioren-Gruppen (ab 10 Personen)
frei unter 18 Jahren, Arbeitslose, Behinderte, und für alle am 1. Sonntag des Monats
Führungen:
Führungen für Einzelpersonen: 6 € (kostenlos für Kinder unter 14 Jahren)
Gruppenführungen: 78 € für 1-20 Personen, 104 € für 21 bis 30; 156 € für 31 bis 55

Judit Neuberger

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